Meldung vom 19.08.2020

Unternehmensbesuch: Wir sind kurz davor, Fahrradschläuche wieder selber zu flicken

„Die Bereitschaft, sich zu bewegen, hat sich deutlich vergrößert.“

Der das sagt, weiß das genau. Denn er ist Fahrradhändler. Torsten Heiden ist vom Fach, er hat den in Stralsund allseits bekannten Fahrradhandel Heiden systematisch aufgebaut und hat alle Hände voll zu tun mit seinen an drei Standorten arbeitenden 15 Mitarbeitern.
Bei einem Rundgang durch die Hauptfiliale im Gewerbegebiet Stadtkoppel im Rahmen des jüngsten Unternehmensbesuches von Oberbürgermeister Alexander Badrow merkt man schnell, dass er für das Fahrrad als solches „brennt“. Kein Rad, kein Helm, kein Sattel oder Zubehör, zu dem er nicht höchst fachkundig Erläuterungen geben kann.

Vom kleinen Laden zum heutigen Hauptsitz
Im ersten Beruf Rohrschlosser bei der damaligen Volkswerft, arbeitete er eine Zeit in Hamburg, bildete sich dann zum Fahrradmonteur und schließlich zum Zweiradmonteur aus.
Das war die Grundlage dafür, 2001 auf zunächst 30 m² den ersten Fahrradladen in Samtens auf Rügen zu eröffnen. Schnell merkte er jedoch, dass viele Kunden aus Stralsund kamen, so dass ein Umzug in die Hansestadt naheliegend war. Das Geschäft in der Passage am Bahnhof war für unzählige Fahrradbesitzer die Adresse. Später kam ein Standort in Knieper West dazu und schließlich 2011 der heutige Hauptsitz im Handwerkerring.

80 Kunden pro Tag

Der gleicht einem Bienenkorb, ständig kommen und gehen selbst während des Unternehmensbesuches etliche Stralsunder und Auswärtige, die nur Zubehör oder auch nagelneue Räder kaufen.
Am Tag sind es im Schnitt 80 Kunden, die den Weg in den Handwerkerring finden, im letzten Jahr waren es rund 24.000 Fahrradbegeisterte, die insgesamt alle drei Filialen besuchten und die etwas gekauft haben – vom Ventil bis zum extravaganten Fahrrad. Bei den immer beliebter werdenden E-Bikes beträgt die Wartezeit von der Bestellung bis zur Auslieferung übrigens inzwischen acht Monate, so groß ist die Nachfrage.
Mittlerweile kommen Kunden sogar aus anderen Bundesländern, da sie hier noch fündig werden, wo es in Großstädten teilweise nur noch leergefegte Fahrradläden gibt – eine Folge von Corona.
Ein Grundsatz, den Heiden besonders hervorhebt, ist der, dass bei ihm kein Versand erfolgt, sondern immer eine „direkte Übergabe“. Denn „die Analyse, welches Rad das richtige für einen ist, kann kein Internet erfüllen.“

"Wir sind kurz davor, Schläuche wieder selber zu reparieren - aufgrund von Lieferengpässen"
Zum Portfolio gehört natürlich die Reparatur von Fahrrädern aller Art. Fast aller Art. So weisen die vielen verschiedenen Varianten von insbesondere den E-Bikes aus Südostasien so große Unterschiede auf, dass es schier unmöglich ist, so Heiden, dann die richtigen Ersatzteile zu bekommen.
Anders dagegen bei einem namhaften deutschen Hersteller, bei dem die Nachfrage nach E-Bikes so immens ist, dass durchaus Monate vergehen können, bis der Bedarf befriedigt ist. Entscheidend bei diesem Hersteller sei, so Heiden, „Was sie versprechen, halten sie auch.“ Nämlich 1A-Qualität.

Ein weiterer Grundsatz von Torsten Heiden ist: „Wir garantieren immer, dass unsere Kunden mobil blieben.“ Heißt, wenn ein Rad die Werkstatt länger nicht verlassen kann, weil ein Teil nicht kommt, dann gibt’s für die Zeit Ersatz. Aktuell sind es im Schnitt drei Wochen. Da sind kaputte Fahrradschläuche noch die kleinste Übung. Die werden möglicherweise bald wieder selber repariert. Denn: die Wartezeit auf Nachschub, ebenfalls aus Südostasien, erstreckt sich mittlerweile über Monate. Der Grund hierfür sind die stockenden Vertriebswege infolge Corona.
Ganz alte Vehikel repariert der Chef persönlich, er kennt noch die Kniffe, wie man dieses oder jene Teil anfassen muss, damit es sich am Ende wieder bewegen lässt.
Ein besonderer Reparaturservice bei Heiden ist übrigens der, dass das kaputte Fahrrad direkt von zuhause abgeholt und auch wieder gebracht wird.

Fahrrad fahren macht einfach Spaß
„Freizeit nimmt einen immer größeren Stellenwert ein“, sagt Torsten Heiden mit Blick auf die zunehmende Tendenz, dass die Kunden deutlich anspruchsvoller geworden sind. Und ergänzt: „Spätestens mit Corona haben die Leute erkannt, wie toll es ist, mit dem Rad die eigene Umgebung zu erkunden und besser kennenzulernen. Fahrradfahren macht eben einfach Spaß.“
Für Oberbürgermeister Alexander Badrow ist klar: "Zum gesund Leben in unserer Stadt passt das Fahrradfahren ganz wunderbar."

Resümee

Als Resümee dieses Unternehmensbesuches steht für den Oberbürgermeister fest: "Hier zeigt sich ganz klar, dass die Corona-Hilfen von Land und Bund dringend notwendig gewesen sind. Es ist gut, dass das passiert ist." Denn, so Fahrradhändler Torsten Heiden: "Die ersten sechs Wochen waren die härtesten."